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Diptera: Mücken / Schnaken aus Hägglingen

Mücken Nematocera

Zugebenermassen muss ich Eingestehen, dass mich Mücken, auch Schnaken oder Gnitzen genannt, auch schon genervt haben. Ich versuchte trotzdem „unsere“ Mücken im Garten zu Fotografieren und zu Bestimmen. Mücken sind oft sehr filigrane kleine Wesen und daher schwierig zu fotografieren. Die Anatomie ist bei allen etwas ähnlich, neben den 2 Vorderflügeln haben sie noch 2 kurze Schwingkölbchen anstelle der Hinterflügel, welche den Flug stabilisieren. Neben den bekannten bei Säugetieren und Vögeln blutsaugenden Lästlingen, den eigentlichen Stechmücken und den sehr kleinen Gnitzen, gibt es aber noch eine Vielzahl anderer Arten, welche meist harmlose Nektarfresser oder Pfalnzensaftsauger sind. Zu ihnen zählen z.B. die Haarmücken, Stelzmücken und Wintermücken. Die harmlosen Garten-Haarmücken und Märzenfliegen sind in unserem Garten oft an unseren Pfaffenhütchen-Stauden. Die Wintermücken leben als Larven im Mull unter Blättern oder fressen Kot. Die adulten Tiere verpaaren sich im Winter, sie können sich mit Glyzerin in ihren Adern gegen das Einfrieren schützen und fressen nichts mehr. Sie stechen nicht und sind daher völlig ungefährlich. Auch bei Insekten, wie z.B. Käfern und Bienen, gibt es eine Vielzahl von parasitoiden kleinen Mücken, welche dort von ihren Insektenopfern Hämolymphe saugen. 

Die Stechmücken haben alle einen mehr oder weniger gut ausgebildeten komplizierten Stechapparat und 6 lange Beine. Zwei Arten (Anopheles und Culex-Mücken) sind für uns Menschen in der Schweiz besonders lästige Blutsauger. Die Larven entwickeln sich in seichtem Wasser, wie Pfützen, Brunnen und Teichen. Mücken als Larven oder als adulte Stadien sind eine wichtige Nahrungsquelle für viele Insektenfresser. Die Blut-saugenden Mücken können insbesondere in tropischen und subtropischen Gegenden (Mittelmeer) bei Mensch und Tier auch Krankheiten übertragen. Im Sommer 2009 wurde die schwarzweisse Asiatische Buschmücke in die Schweiz eingeschleppt. Nur 6 km von unserem Garten entfernt wurde diese Mücke in Lenzburg erstmals gesichtet. Im September 2009 konnte ich diese aggressiv stechende, blutsaugende Mücke bereits in unserem Garten fotografieren. Mittlerweile hat sie sich in der ganzen Schweiz und auch in Mitteleuropa verbreitet.

Die kleine Zuckmücke lebt als Larve in fast jedem Gewässer, auch in meinem Teich findet man die roten Larven im Schlamm. Weltweit wurden über 5000 Arten nachgewiesen, in Europa leben etwa 600 Arten. Die Artbestimmung ist schwierig und muss meistens den Spezialisten mit Hilfe von Mikroskopen überlassen werden. Zuckmückenlarven sind ein wichtiges Futter für viele Fische, die adulten Zuckmücken werden von vielen Vögeln (z.B. Schwalben, Mauersegler) und Fledermäusen gefressen. Eine artenreiche Gruppe unter den Mücken stellen auch die meist sehr kleinen Gnitzen oder Bartmücken dar. Oft sind dies Mücken nur wenige Millimeter gross und spielen als Lästlinge oder Krankheitsüberträger eine wichtige Rolle (siehe unten).

Die kleinen braunen Pilzmücken sind evolutionär sehr alte Insekten. In Bernsteinfunden aus der Kreidezeit (vor 80-140 Mio Jahren) werden diese Mücken am häufigsten gefunden, bereits wurden über fossile 150 Arten beschrieben. In Europa wurden über 1000 Arten nachgewiesen, Pilzmücken zählen zur Überfamilie der Trauermücken. Adulte Pilzmücken sind recht kälteresistent und saugen mit ihrem einfachen Saugrüssel auch noch im Winter oft an Pilzen. Ihre kleinen Larven leben entsprechend oft in diversen auch giftigen Pilzen und fressen von den Fruchtkörpern. Bei einigen Arten erbeuten die Larven mit klebrigen Spinnfäden auch andere kleine Insekten. Bezeichnend sind die langen Fühler und die buckeligen Körper, die adulten Pilzmücken werden 5-7mm gross.

Neben der Bünz habe ich auch kleine Schmetterlingsmücken entdeckt, diese gehören zu den Sandmücken, welche sich infolge des Klimawandels auch nach Norden ausbreiten. Ihre Larven leben in seichtem, eher verschmutztem Wasser. Die Flügel sind stark behaart und darum kann man sie zuerst mit kleinen Schmetterlingen verwechseln, sie haben aber nur 2 Flügel ohne Schuppen. Die sehr kleinen Abortfliegen kann man in Badezimmer entdecken.

In unserem Garten konnte ich bis heute 21 Mückenarten, in Hägglingen total 29 Arten fotografieren und bestimmen.

Zum Schluss werden noch zwei Pflanzengallen von Gallmücken vorgestellt. Diese Pflanzenwucherungen werden nach dem Stich der Mücken in die Pflanzenteile als Reaktion auf den parasitären Reiz der heranwachsenden Mückenlarven von den Pflanzen gebildet. In den Gallen entwickeln sich die Mücken bis zum adulten Stadium, aus diesen Strukturen schlüpfen schliesslich die fertigen Mücken.

Mücken-Anatomie:

nur 2 Vorderflügel

2 Schwingkölbchen (Halteren)

lange dünne Beine

kleiner Kopf teilweise mit Stechapparat

Mückenarten Nematocera

Kleinste Mückenarten Nematocera

Gnitzen / Bartmücken Ceratopogonidae

Pilzmücken Mycetophilidae und

Schmetterlingsfliegen Psychodidae

Unter diesen Mückenarten finden sich zahlreiche kleinste Mückenarten von 2-3mm Grösse. Sie saugen je nach Art Pflanzensäfte, Pilzsäfte, Blut bei Säugetieren und Vögeln oder Hämolymphe bei verschiedenen Insektenarten. Sie stechen ihre saugenden Mundwerkzeuge in die Pflanzen, Pilze, Haut oder bei Insekten gezielt zwischen die beweglichen Chitinplatten an den Übergängen zum Hinterleib oder Brustschild. Sie werden durch Duftstoffe angelockt, so zum Beispiel bei Ölkäfern durch das von diesen Käfern gebildete Nervengift Cantharidin. Damit schützen sich die Gnitzen selber vor anderen Frassfeinden. Bei der überriechenden Stinkmorchel werden diese Mückenarten durch den Aasgeruch angelockt. Einige Arten dieser kleinen Lästlinge können bei Säugetieren auch Krankheiten übertragen. So können zum Bespiel bei Wiederkäuern die Blauzungenkrankheit, bei Pferden die Afrikanische Pferdepest oder bei Hunden die Leishmaniose übertragen werden. Einige dieser kleinsten Mückenarten sind verantwortlich für die Bildung von Gallen bei Pflanzen, siehe auch Gallmücken.

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