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Biologie der Vögel

Die Vögel haben eine Reihe von typischen biologischen Merkmalen. Sie sind 2-beinig, haben ein Gefieder, einen Schnabel ohne Zähne, beschuppte Beine und Füsse und als Körperöffnung eine Kloake, welche zur Ausscheidung von Kot und Urin dient. Die Weibchen legen durch die Kloake auch ihre Eier. Die Männchen übertragen ihr Sperma ohne Penis durch die Kloake durch ein Anpressen auf die Kloake der Weibchen. Die Körpertemperatur der Vögel ist mit über 40°C deutlich höher als bei Säugetieren, auch die Herzfrequenzen bewegen sich je nach Art und Körpergrösse mit 200 bis 1000 Schlägen pro Minute in einem sehr hohen Bereich. Die Vögel bilden die artenreichste Klasse der Landwirbeltiere, zu welchen auch Amphibien, Reptilien und Säugetiere zählen.

Evolutionsgeschichtlich werden die Vögel zusammen mit den heutigen Reptilien auch als Sauropsiden bezeichnet, sie sind direkte Nachkommen von Dinosauriern. Erste vogelartige Saurier entwickelten sich ungefähr vor 100 Millionen Jahren parallel zu den bekannten grossen Sauriern. Das bekannteste gefundene Vogelfosil ist der Archaeopteryx (= Urflügler). Diese Tiere hatten bereits Federn, der schnabelähnliche Mund war noch mit Zähnen ausgestattet. Die Körperform zeigt überraschende Ähnlichkeiten mit den heutigen Ruderfüssern, wie den Kormoranen oder dem Schlangenhalsvogel (siehe auch Seite Ruderfüsser).

Ohrenscharbe Phalacrocorax auritus
Schlangenhalsvogel Anhinga anhinga
Archaeopteryx

Archaeopteryx Modell Sauriermuseum Aathal

Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Kiwi, Vogelstrauss, Pinguine) sind Vögel flugfähig. Ihr Skelett ist durch die Einlagerung von Luftsäcken sehr leicht aufgebaut. Luftsäcke haben Verbindungen zu den Lungenlappen. Auch die Muskulatur ist zum Fliegen optimiert, Vögel verfügen über gut gebaute Brustmuskeln, einige Vögel können damit tagelang, ohne Halt über Ozean fliegen, andere, wie die Mauersegler leben sogar monatelang in der Luft. Sie jagen, essen und schlafen während des Fluges, sie begatten sich auch im Flug und kommen nur etwa während 2-3 Monate zum Brüten auf die Erde runter. Steinadler und Wanderfalken erreichen während der Jagd Spitzenfluggeschwindigkeiten von über 320km/h, Kanadaschnepfen fliegen hingegen nur sehr langsam um 10km/h! Das Gewicht von Vögeln reicht von knapp 2 Gramm bei Hummelkolibris (Mellisuga helenae) bis zu 110kg beim Vogelstrauss. Die Nahrung vieler Vogelarten besteht zu einem Grossteil aus tierischem Eiweiss (Würmer, Insekten, Krabben, Muscheln, Fischen, Amphibien, Reptilien und Säuger). Einige Vögel leben aber auch von rein pflanzlichen Stoffen, wie die Kolibris und andere Nektarfresser. Viele kleine Singvögel (z.B. Meisen, Sperlinge) ernähren ihre Brut ausschliesslich mit Insekten, die adulten Vögel hingegen fressen fast nur pflanzliche Kost (Samen, Körner). Entenvögel fressen vorwiegend Algen und andere Pflanzen. Vogeleltern sind meist sehr sozial und kümmern sich aufopfernd um ihre Brut. Männchen und Weibchen wechseln sich bei der Pflege ab. Aussergewöhnlich ist auch der bei vielen Vögel vorhandene deutliche Sexualdimorphismus.

Männliche Vögel sind oft deutlich grösser und farbiger, teilweise haben sie derart überlange Federn, die sie eigentlich eher im Flug behindern und ihnen auch sonst nicht wirklich nützen. Der evolutionäre Vorteil solcher Federn besteht darin, dass sich solche männlichen Vögel besser den Weibchen präsentieren können (z.B. Paradiesvögel, Pfau) und somit die Chance erhöhen, ihre Gene weiter zu geben. Weibliche Vögel sind oft weniger intensiv gefärbt oder gar nur braun gesprenkelt. Diese Färbung hat aber einen entscheidenden Vorteil beim Brüten der Eier. Weibchen sind dadurch im Nestbereich gut getarnt, fast unsichtbar für diverse Räuber! Allen Vögeln gemeinsam ist die Mauser, das heisst die regelmässige Erneuerung des Gefieders. Die Männchen verlieren dadurch auch ihr manchmal aussergewöhnliches Prachtkleid, welches sie sich vor der Brutperiode zulegen. Nach der Mauser sehen Männchen dann teilweise eher farbloser, wie weibliche Vögel aus!

Viele männlichen Vögel zeigen vor der Brutzeit ein aussergewöhnliches Balzverhalten um ihre Weibchen zu beeindrucken, entweder durch komplizierte Pfeifgesänge der Singvögel, Tanzeinlagen, Kämpfe (z.B. Hahnenkampf) Nestbau, farbiges Federkleid, etc.! Bei vielen Vogelarten besteht "Damenwahl", die oft unscheinbar gefärbten Weibchen lassen sich Zeit und betrachten ihre Bewerber, bis sie sich für ein Männchen entschliessen können. Einige Vögel bilden riesige Kolonien von tausenden von Individuen, wie beispielsweise die Flamingos in Afrika, Alken- und Entenvögel im hohen Norden oder Pinguine im Süden. Innerhalb dieser Vogelscharen sind sich jedoch die meisten Vogelpaare treu und die Jungvögel finden in diesem Getümmel meist ihre Eltern wieder. Unter den Singvögeln besteht manchmal auch eine über Jahre bestehende Bindung zwischen Männchen und Weibchen, diese Vögel leben monogam, wie zum Beispiel bei Kleinpapageien der Gattung Agapornis, welche auch die "Unzertrennlichen" genannt werden. 

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