Schmetterlinge am Maiengrün in Hägglingen Schweiz
Verpuppung / Ruhestadium
Die Verpuppung folgt auf die lange Phase des Raupenstadiums, die Raupen ziehen sich in Verstecke zurück und "verpuppen" sich meist nachts. Je nach Art auf ihre spezielle Weise, einige Beispiele sind unten aufgeführt. Einige Arten "Verkleinern" dabei ihre Grösse beträchtlich, indem sie insbesondere nun unnötig gewordene Körperteile abstossen und viel Flüssigkeit absondern, sie schrumpfen zur Puppe! Andere Arten bleiben auch als Puppe erstaunlich gross. In den Puppen (Ruhestadium) erfolgt gut geschützt die bemerkenswerte Umwandlung (Metamorphose) von der Raupe zum Schmetterling. Die Entwicklung in der Puppe kann artspezifisch und je nach Klima nach bereits 1-2 Wochen vollendet sein oder die Schmetterlinge überwintern als Puppen monatelang oder können in ihren Puppenhüllen auch Regen- und Dürreperioden sicher überstehen. Puppen sind auch oft extrem gut getarnt, fast unsichtbar oder durch Pflanzenteile derart verändert, dass die Larven gut geschützt sind. Einige Puppen verändern sogar während dieser Entwicklungszeit ihre Farben oder Muster. Viele Gefahren lauern in der Natur, es gibt auch viele Fressfeinde, welche gerne Puppen fressen würden (Igel, Dachs, Fuchs, Nagetiere, Vögel). Oft sind es aber Insekten, die den Puppen zusetzen, eine Vielzahl von spezialisierten parasitoiden Insekten stechen die Puppen mit ihren Legeröhren an und legen ein Ei in ihre Opfer, in welchen dann allmählich innert Tagen oder Wochen die geschlüpften Insektenlarve heranwachsen, sich verpuppen und schliesslich als adulte Insekten aus den mittlerweile toten Opfern schlüpfen (z.B. Schlupfwespen).
Man kann artspezifisch vor allem 3 Verpuppungsarten unterscheiden:
1.Seidengeflechtpuppen
Diese Verpuppung ist bei Laien am bekanntesten, sie kommt jedoch bei den Schweizer Raupenarten eher selten vor. Die Raupen spinnen dabei ein dichtes Seidengeflecht um den ganzen Körper, z.T. auch unter Mithilfe von eingerollten Blättern. Die Puppen sind dadurch für die weitere Entwicklung gut geschützt. In unserem Garten verpuppt sich z.B. der häufige Nachtfalter "Zimtbär oder Rostbär (Phragmatobia fuliginosa) auf diese Weise.
Links: Seidengeflecht = klassische Puppe eines Nachtfalters Zimtbär (Bärenspinner).
Rechts: Frisch geschlüpfter Zimtbär
2. Gürtelpuppen und Stürzpuppen
Ist die weitaus häufigere aber weniger bekannte Verpuppungsart durch eine letzte Häutung, welche meist über Nacht abläuft und bei vielen bekannten Tagfaltern vorkommt. Die von mir fotografierte untere Bilderserie zeigt beispielshaft die "Verpuppung" eines Schwalbenschwanz Falters, welche wir jedes Jahr in unserem Garten im Fenchelbeet beobachten können. Die Raupe sucht sich zuerst einen geeigneten Platz, meist neben dem Fenchel, frisst nichts mehr und entlässt ein letztes mal Kot und Urin und verkleinert sich dadurch erheblich. Zuerst befestigt sich die Raupe nach einer Ruhezeit von fast einem Tag an Pflanzen indem sie einen Gürtel um ihren Körper spinnt (daher der Name Gürtelpuppen). Danach startet die "Verpuppung", welche aber nur eine weitere letzte Häutung ist. Diese Verpuppung dauerte etwa 6 Minuten. Man sieht gut, wie sich die gesamte Haut zuerst im Kopfbereich spaltet. Die sich lösende Haut rutscht entlang des rhythmisch bewegten Körpers zum Hinterende und fällt schliesslich zu Boden. Die frische noch feuchte gelbe Puppe bewegt sich nun kaum mehr und verfärbt sich innerhalb eines Tages zur Tarnung ganz grün oder beige, je nach der Umgebungsfarbe. In dieser Position verweilt die Puppe 1 bis 2 Wochen. Einen Tag vor dem Schlupf wird die Puppe durchsichtig. Jeweils morgens mit zunehmenden Sonnenstrahlen beginnt sich die Puppe plötzlich wieder zu bewegen, die Puppenhaut reisst ein, der fast fertige Falter entledig sich von Urin und kriecht als Schmetterling schnell aus der Puppenhaut. Zuerst ruhen die frisch geschlüpften Falter und machen rhythmische "Atembewegungen", dadurch werden innerhalb etwa einer Stunde die Flügel langsam entfaltet und ausgehärtet. Schliesslich fliegen die Schmetterlinge davon.
Stürzpuppen
Rechts: Die Falter ruhen und entfalten ihre Fügel, dies kann über 1 Stunde dauern!
Oben: Die Flügel sind zuerst klein und dehnen sich allmählich, indem Körperflüssigkeit in die Flügel gepumpt wird.
Rechts: Stürzpuppe: Diese typische hängende Haltung einer Admiralspuppe nennt man Stürzpuppe. Diese Art von Puppen findet man auch bei einigen Nachtfaltern
Ein Pfaffenhütchen-Gespinstmotten Nest: Mit vielen hängenden Puppen, diese Art verpuppt sich kollektiv und erhofft sich dadurch einen Vorteil. Jede Raupe spinnt sich eine Puppe, zuvor jedoch spinnen sie gemeinsam zusätzlich noch ein "Gespinst aus Spinnfäden" um alle Puppen, woher auch der Familiennamen kommt.
Rechts: Hängende Puppen umgeben von einem feinen Gespinst!
Unten: Bereits leere Puppen nach dem Schlupf.
Unten: Die Puppe eines Grossen Rauch-Sackträgers (Motte), diese Raupen verpuppen sich in einem selber hergestelltem Gebilde aus Spinnfäden und Pflanzenteilen.
Unten: Eine Puppe des Gemeinen Blutströpfchens (Zygaena filipendulae), dicht an einen Grashalm befestigt, wenn die Wiesen zu früh geschnitten werden, zerstört man die ganze Brut!
Mumien oder freie Puppen
Diese Puppen liegen frei unter Pflanzen auf dem Boden oder die Raupen graben sich vor der Verpuppung in den Boden.
Rechts: Die freie Puppe einer Gemüse Eule (Lacanobia oleracea)
Die Mumienpuppen liegen einfach versteckt auf dem Boden unter Pflanzenteilen.
Links: Riesige Mumienpuppe vom Abendpfauenauge
Rechts: Kleine Mumienpuppe und Raupe von Noctua pronuba Hausmutter Eule
Metamorphose eines Schlehenbürstenspinners
Der Schlehenbürstenspinner durchläuft eine ausserordentliche Metamorphose. Aus dem Ei entwickelt sich eine haarige Raupe, mit jeder Häutung hat die Raupe mehr Haarbüschel. Vor der Verpuppung hat sie schliesslich neben vielen anderen Körperhaaren vier grosse gelbe und ein schwarzer Haarbüschel. Über Nacht spinnt sie sich einen Kokon Seidengeflechtpuppe) und integriert kunstvoll ihre vielen langen borstigen Haare in diese Hülle, darin verweilt sie nur etwa 1 Woche. In dieser kurzen Zeit hat sich die haarige Raupe zu einem haarigen flügellosen dicken Schmetterlingweibchen mit über 300 Eiern im Hinterleib entwickelt. Das Weibchen nimmt während der Kopulation die Spermien auf, die bereits behüllten Eier werden erst beim Austritt (1h nach der Kopulation) damit befruchtet.
Nach nur 8 Tagen schlüpft das flügellose dicke ellyptische
Weibchen aus, gut sichtbar sind die im Kokon verarbeiteten langen schwarzen und gelben Haare.
Wenig später begann sie Eier auf die Kokonreste zu legen, insgesamt legte sie 300 Eier, danach starb das Weibchen!
Sofort sondert sie Lockstoffe (Pheromone) aus und innerhalb von nur etwa 30 Minuten war auch schon ein beflügeltes Männchen mit grossen Fächerfühlern zur Stelle und begattete das Weibchen während etwa 20 Minuten.
Aus den Puppen schlüpfen schliesslich die fertigen Schmetterlinge. Es gibt Schmetterlingsarten, welche nur eine Generation pro Jahr hervorbringen und andere können mehrere Generationen pro Jahr entwickeln (z.B. Kohlweisslinge: Frühlings- und Sommergenerationen). Die Anzahl von Generationen kann auch klimabedingt variieren. Die in unseren mitteleuropäischen Breitengraden kalten Winter überbrücken die Schmetterlingsarten arttypisch entweder als Ei, Raupe, Puppe oder gar im Adultstadium, das heisst als voll entwickelter Schmetterling in Baumrindenritzen, im Boden, in Stein- oder Asthaufen oder unter Blättern (z.B. Zitronenfalter, Kleiner Fuchs). Viele Schmetterlinge fliegen im Herbst aber auch, wie die Zugvögel, über die Alpen in den Süden zur Überwinterung (Wanderfalter: z.B. Admiral, Distelfalter). Die einzelnen Entwicklungsstadien verlaufen artspezifisch unterschiedlich lang. Viele Schmetterlingsarten leben Wochen oder gar Monate lang als gefrässige Raupen. Daher gelten bei Bauern oder Gartenbesitzern viele als Schädlinge und werden daher grossflächig mit Insektiziden bekämpft. Schmetterlinge und deren Stadien sind in der Natur aber sehr wichtige Glieder in der Nahrungskette, insbesondere für Vögel, Amphibien, Reptilien und Säugetiere, wie den Insektenfressern (z.B. Igel und Fledermäuse). Schmetterlinge sind oft Nahrungsspezialisten, d.h. sie fressen als Raupen nur eine spezielle Pflanzenart! Andere sind weniger wählerisch. Einige Schmetterlinge sind für Vögel sogar gifitg! Als adulte Falter haben sie nur noch die Möglichkeit mittels eines Saugrüssels Pflanzensäfte oder Nektar aufzunehmen. Einige Nachtfalter können als adulte Falter, wie beispielsweise der Frostspanner, aber überhaupt keine Nahrung mehr aufnehmen. Sie verpaaren sich nur noch und sterben danach.