Schmetterlinge am Maiengrün in Hägglingen Schweiz
Biologie der Nachtfalter
Die Hauptflugzeit der Nachtfalter ist im Sommer in der Dämmerung oder nachts. Viele adulte Nachtfalter werden dann aktiv, kriechen aus ihren Verstecken und suchen mit ihren grossen Augen und Fühlern in der Dunkelheit Blüten mit Nektar oder ihre Sexualpartner. Wenige Nachtfalter fliegen auch während des Tages, insbesondere Falter der Familie der Zünsler, einige Schwärmer und einige Eulenfalter. Einige Nachtfalter leben als adulte Tiere nicht lange, ihre Hauptlebenszeit verbringen sie oft über Wochen bis Monaten als Raupen mit ihren scharfen Kiefern fressend auf ihren Futterpflanzen. Nach der Metamorphose zum Schmetterling haben alle Nachtfalter, wie auch alle anderen Schuppenflügler, nur noch einen artspezifisch teilweise sehr langen Saugrüssel zur Aufnahme von Nektar oder anderen Pflanzensäften. Im Flug ist der Saugrüssel stark eingerollt, in Ruhe kaum sichtbar.
Ein typischer Nachtfalter, eine Gamma Eule (Autographa gamma), im Anflug an eine Blüte mit aufgerolltem Saugrüssel. Der Falter steckt den sehr langen Saugrüssel in die Blütenstände zur Aufnahme von Nektar. Gut sichtbar sind auch die grossen Augen. Diese Eule vermag zielsicher über die Alpen zu fliegen, macht dort eine neue Generation, die Nachkommen fliegen über die Alpen wieder zurück nach Norden, es ist ein klassischer Wanderfalter.
Die für viele Menschen meist unbekannten Nachtfalterarten sind äusserst formen- und farbenreich. Oft sind Nachtfalter für ihre Entwicklung auf ganz spezielle Nahrungspflanzen angewiesen, dort legen sie ihre Eier und die beeindruckende Metamorphose kann erneut beginnen. Die grossen meist lang gestreckten Vorderflügel der Nachtfalter decken in Ruhe den Körper und die kleineren Hinterflügeln vollständig ab. Bei den Tagfaltern sind die Vorderflügel nach vorne gerichtet und oft sogar grösser als die Hinterflügel. Die Fühler sind bei den Nachtfaltern dünn und fadenartig und nicht wie bei den Tagfaltern kolbenförmig aufgetrieben. Bei den Männchen sind die Fühler teilweise sehr breit fächer- oder kammförmig, sie dienen wie Antennen zum Auffinden der Weibchen mittels Pheromonen. Nachtfalter zeigen meist keinen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus, das heisst die Männchen unterscheiden sich meist farblich nicht von den Weibchen. Die Augen sind bei Nachtfaltern auch deutlich grösser als bei Tagfaltern, was ihnen in der Dämmerung oder nachts natürlich einen Vorteil bietet.
Der Geschlechtsdimorphismus bei Rauten-Rindenspanner Peribatodes rhomboidaria ist nicht sehr ausgeprägt. Die Farbvarietät ist bei diesen Nachtfaltern kein Merkmal. Links sieht man die fächerförmigen Fühler des Männchens, rechts die dünnen Fühler des Weibchens. Dieses Merkmal ist typisch bei der Familie der Spanner, aber nicht bei allen anderen Nachtfaltern vorhanden.
In der Schweiz wurden bereits über 3400 Arten beschrieben und es werden jedes Jahr mehr. Nachtfalter spielen bei den Befruchtungen von Blüten- oder Kulturpflanzen auch eine wichtige Rolle. Die zur Tarnung oder Abschreckung ebenfalls fast unzähligen Formen und Farben von Nachtfalteraupen machen eine Artbestimmung oft sehr schwierig. Zudem können sich die Erscheinungsbilder der Raupen während der Entwicklung oder nach den Häutungen mehrfach ändern. Jungraupen sind oft grün oder in Brauntönen gut an ihre Umgebung angepasst. Mit dem Wachstum werden die Raupen zunehmend dicker und sind somit für viele Tiere eine willkommene Futterquelle! Die Raupen versuchten sich entsprechend dieser Gefahr in ihrer Entwicklung anzupassen. Die Evolution hat entsprechend bemerkenswerte Formen zum Schutz, wie Dornen, stachelige Panzer aus Haaren, abschreckende Augenmuster, giftgrüne oder rote Warnfarben oder Tarnfarben, welche sie auf den Futterpflanzen fast unsichtbar machen, entwickelt. Nachtfalter als Raupen oder adulte Schmetterlinge gelten aber trotzdem für viele Tiere als eine Grundnahrungsquelle.
In den letzten Jahren gibt es auch immer mehr Neozooen, welche mit diversen Handelswaren aus aller Welt als Eier, Raupen oder Puppen in die Schweiz eingeschleppt werden. Einige können sich in unserem Klima erfolgreich entwickeln, ein Beispiel dafür ist der Buchsbaumzünsler, welcher 2009 aus Asien in die Schweiz eingeschleppt wurde und sich innerhalb weniger Jahre über ganz Europa verbreitet hat. Die gefrässigen Raupen können die vor über 100 Jahren in Mitteleuropa selber als Neophyten eingeschleppten Buchsbaumsträucher empfindlich schädigen. In den Gärten führte dies in den letzten Jahren zu einem grösseren Einsatz von Insektiziden und reduzierte damit auch unsere heimischen Insekten oder eben die Nachtfalter. Der flächenhafte Einsatz von Insektiziden birgt viele Gefahren, weil Nachtfalter am Anfang der Nahrungskette stehen.
Es gibt unter den Nachtfalter, wie auch bei den Tagfaltern, Arten, welche auch als Wanderfalter bezeichnet werden. Diese Arten können die Alpen im Herbst zielsicher nach Süden überqueren, entwickeln dort eine neue Generation und die Nachkommen fliegen im nächsten Jahr zielsicher zurück über die Alpen in die Schweiz. Beispiele dafür sind die in Hägglingen häufigen Gamma Eule oder auch die sehr beeindruckenden Schnellflieger, die Taubenschwänzchen. Wegen der grossen Artenvielfalt enthalten viele Nachtfalter in ihren deutschen Namen ihre Hauptfutterpflanzen oder sie werden nur mit lateinischen Bezeichnungen beschrieben.
Die Nachtfalter (Familie der Schwärmer) Schnellflieger Taubenschwänzchen Macroglossum stellatarum sind wie Kolibris während des Saugens von Nektar immer in der Luft und schwirren nervös von Blüte zu Blüte. Sie fliegen im Sommer oft am Tag, aber auch nachts sind sie an den Blüten beim Nektar saugen. Taubenschwänzchen können auch weite Strecken zurücklegen, sie gelten auch als Wanderfalter.
Das Fotografieren dieser kleinen Schwärmer ist nicht leicht, da sie durch ihren nervösen Flug für einen Autofocus fast nicht scharf einstellbar sind. Diese Aufnahme habe ich mit meiner Nikon mit Zoom 55-300mm, Blende 5.6, 1/3200, ASA 1600 mit manueller fixer Entfernungseinstellung gemacht. Die oberen Aufnahmen wurden mit 300mm, Blende 8, 1/800, ASA400 gemacht, darum ergibt es durch die "längere" Verschlusszeit auch eine Flügelunschärfe im Flug.