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Raupen / Insektenlarvenstadien

Alle Raupen sind wahre Fressmaschinen. Zuerst beissen sie sich an den Pflanzen fest und saugen nahrhafte Pflanzensäfte, später beginnen sie mit ihren starken Kauwerkzeugen ganze Blätter oder sonstige Pflanzenteile aufzufressen. Innerhalb weniger Tage wachsen sie zu stolzen teilweise sehr grossen Raupen heran und häuten sich in dieser Zeit unter optimaler Futterversorgung mehrfach in regelmässigen Zeitabständen. Häutungen können bei Raupen artspezifisch ihr Aussehen in Farbe oder Form verändern, was die Bestimmung von Raupen oft fast verunmöglicht. Junge Raupen sind meist farblich sehr stark an ihre Umgebung angepasst, in der Regel grünlich, sie können dadurch fast unsichtbar sein (Tarnung) oder sind in den Pflanzenstengeln oder Früchten als "Schädlinge" am Fressen und dadurch erst sichtbar, wenn die Früchte allmählich verderben oder beispielsweise der Maiszünsler im Innern der Maisstengel Schäden verursacht. Einige Raupen haben beeindruckende Farben, Muster, Augen, viele Haare oder Dornen, was sie vor Fressfeinden (z.B. Vögel) erfolgreich schützen kann.

Alle Raupen haben, wie bei den Insekten üblich, im Brustbereich drei echte Beinpaare. Zusätzlich haben sie aber noch je nach Art bis zu 5 weitere relativ kurze plumpe Beinpaare, welche artspezifisch zum Teil in der Mitte vorhanden sind und als Bauchbeine bezeichnet werden. Sie sind deutlich dicker und kürzer und erinnern an Saugnäpfe. Mit diesen vielen Beinen können sich Raupen mühelos auf Pflanzen bei Wind und Regen festhalten oder ihre neuen Nahrungsquellen kriechend aufsuchen. Zusätzliche Beinpaare können aber beispielsweise bei der sehr häufigen Nachtfalterfamilie der Spanner (Geometridae) teilweise fehlen. Diese grosse Familie der Nachtfalter bewegt sich auf den Pflanzen nicht kriechend sondern entsprechend "spannend" vorwärts.

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Zusätzliche Bauchbeinpaare und Nachschieberbeine bei Raupen von einigen Schmetterlingsfamilien:
Tagfalter:                                        4 x 2 Bauchbeine und 2 Nachschieberbeine.         = total 10 Bauchbeine

Eulenfalter Noctuidae:                   2 bis 3 x 2 Bauchbeine und 2 Nachschieberbeine = total 6 bis 8 Bauchbeine

Spannerfalter Gemetridae:            1 x 2 Bauchbeine und 2 Nachschieberbeine          = total 4 Bauchbeine

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Im Vergleich zu den ähnlichen Pflanzenwespenlarvenarten:

Pflanzenwespenlarven:                 5 bis 7 x 2 Bauchbeine und 2 Nachschieberbeine  = total 12 bis 16 Bauchbeine

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Raupen leben oft sehr diskret, gut getarnt auf Pflanzen oder in Verstecken. Da sie während ihrer Entwicklung sehr oft ihre Gestalt und Farbe wechseln, sind sie entsprechend nicht immer leicht zu bestimmen. Natürlich gibt es Ausnahmen, wie die auffällige Schwalbenschwanzraupe, welche sehr bekannt ist und in der Schweiz auch als "Rüebliraupe" bezeichnet wird. Oft sind Raupen jedoch nur grünlich oder braun und haben zusätzlich nur wenige artspezifische Merkmale. In Hägglingen und Umgebung haben wir bis heute von den gefundenen Falterarten 100 Raupen bestimmen können. Die meisten davon sind unter den entsprechenden Falterfamilien auf den folgenden Homepage Seiten veröffentlicht.

Schwalbenschwanz Raupe

Eine Schwalbenschwanzraupe häutet sich etwa 4-5 mal bis zur Verpuppung. Diese Raupe streift mit der Häutung auch gleich die schwarze dornige Haut ab, welche bei jungen Raupen als Frassschutz dient. 

Diese Raupe ist gegen 6cm lang und kurz vor dem Verpuppen fast fingerdick. Gut sichtbar sind die 3 echten Beinpaare im Brustbereich und die 5 dicken plumpen Bauchbeinpaare.

Schwalbenschwanz Raupe
Schwalbenschwanz Raupe: Bauchbeine

Die dicken breiten behaarten Bauchbeine sind fast wie Saugnäpfe und ermöglichen den Raupen einen sicheren Halt.

Unten: Eine Messingeulenraupe zeigt ihre 4 Bauchfüsse, 2 Nachschieberfüsse und im Brustbereich sieht man die 6 richtigen langen Insektenbeine, Foto S.Suter

Taubenschwänzchen Raupe
Messingeulenraupe

Unten:

Eine Taubenschwänzchenraupe zeigt ihre Füsse: Sie hat hinten 10 Bauchfüsse und 6 Insektenbeine

Foto S.Suter

Totenkopfschwärmerraupe

Rechts:

Totenkopfschwärmerraupe ist sehr gross und hat einen "Schwanzanhang" !

Unten:

Schlehenbürstenspinnerraupe schützt sich mit vielen spitzigen Borsten vor Fress-feinden. Die dünnen Haare können bei Kontakt abbrechen und bei Fressfeinden und Menschen Entzündungen auslösen.

Birkenspanner-Raupe

Rechts: Spannerraupen

Die Spannerraupen, hier eine Raupe des Birken-spanners (Biston betularia) an einer unserer Rosen, haben in der Mitte keine Bauchbeine und bewegen sich namensgebend "spannend" vorwärts. Sie haben neben den 3 echten Beinpaaren vorne im Brustsegment hinten nur noch 2 weitere Beinpaare, das letzte Beinpaar wird auch als "Nachschieber-beinpaar" bezeichnet. Es kann die Raupe sicher halten, wenn sie sich mit den Vorderbeinen in der Luft "spannend" nach vorne bewegt und einen neuen Halt sucht. Sichtbar sind auch in den Körpersegmenten die sogenannten kleinen Stigma, welche als Atemlöcher den Sauerstoffaustausch ermöglichen.

Schlehenbürstenspinnerraupe
Apfelwickler Raupe

Apfelwickler

Diese häufigen Larven in Früchten werden von Laien oft als Wurm bezeichnet, sie sind aber echte Nachtfalter Raupen. Diese kleine rosa Raupe des Apfelwicklers habe ich in einer unserer Pflaumen gefunden. Der Apfelwickler (Cydia pomonella) ist bei den Obstbauern gefürchtet und gilt als übler Schädling. Die Raupe bewegt sich in der Frucht ohne gut entwickelte Beine nur kriechend, fast wie Schnecken. Sie hat sich an ihren Lebens-raum optimal angepasst.

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