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Biologie der Schmetterlinge - Tagfalter - Nachtfalter

Schmetterlinge gehören alle zu der artenreichen Insektenordnung der Lepidoptera, anhand ihrer vollständigen komplexen Entwicklung vom Ei zur Raupe, Verpuppung bis zum Falter (= Metamorphose), zählen sie zu den holometabolen Insekten. Anhand anatomischer Unterschiede gibt es weltweit dutzende von Schmetterlingsfamilien. Eine grobe Einteilung in Nacht - und Tagfalter kann auch anhand ihres Flugverhaltens gemacht werden. 

Flügel:
Alle Schmetterlinge haben 4 Flügel, wobei es bei einigen Nachtfaltern aber flügelose Weibchen gibt, wie beispielsweise beim Frostspanner oder Schlehenbürstenspinner. Allen gemeinsam ist die Flügelstruktur mit bedeckenden Schuppen, daher nennt man diese Insektenordnung auch Schuppenflügler. Eine Besonderheit bilden jedoch die Familie der Glasflügler, welche an ihren Flügel stellenweise keine Schuppen tragen, diese Flügelteile erscheinen dadurch durchsichtig glasig. Eine Besonderheit sind bei vielen Männchen auch die oft sichtbaren dunklen Duftschuppenflecken auf den Vorderflügeln. Die Flecken bestehen aus Drüsenzellen mit Haarbüscheln und dienen der Absonderung von Pheromonen zum Anlocken der Weibchen. Pheromone sind Hormon-artige Duftstoffe oder Lockstoffe, welche man im gesamten Tierreich kennt und im Sozialleben insbesondere in der Sexualität zur Partnerfindung eine wichtige Rolle spielen. Die Flügelober- oder Unterseiten sind oft sehr gut an die Umgebung angepasst, dies dient den Schmetterlinge zur Tarnung, sie können sich dadurch in ihrem Lebensraum farblich wie "Auflösen". Dies schützt Schmetterlinge erfolgreich vor Fressfeinden, sobald gewisse Schmetterlinge sich auf den Boden oder Pflanzen hinsetzen und ihre Flügel aufbreiten oder zusammenlegen, können sie blitzartig fast unsichtbar werden. Einige Schmetterlinge schrecken Vögel oder andere Fressfeinde auch durch grosse Augenmuster ab (z.B. Tagpfauenauge). Andere Schmetterlinge, wie die in der Schweiz sehr häufigen Kohlweisslinge, sind für Vögel sogar giftig, ihre hellgelbe Flügelfarbe warnt viele Vögel "Vorsicht giftig!".

Schachbrettfalter Färbung

Die typische Färbung eines Schachbrettfalters

Schachbrettfalter Schuppenbild
Unter meinem Mikroskop sind die kleinen weissen und schwarzen Schuppen gut erkennbar, welche für die Musterung verantwortlich sind.
Kommafalter Duftschuppenflecken
Mauerfuchs Duftschuppenflecken

Grosse dunkle Duftschuppenflecken = Pheromondrüsen zum Anlocken von Weibchen auf Vorderflügeln

links: Augenfalter: Mauerfuchs Pararge aegeria Männchen

rechts: Dickkopffalter: Mattfleckiger Kommafalter Ochlodes venata Männchen

Körperbau:

Ihr Körper ist oft stark behaart und die Aufteilung in Kopf, Brust und Hinterleib ist bei allen Faltern nicht so ausgeprägt gut sichtbar, wie bei anderen Insekten. Alle Falter haben gut ausgebildete Fühler, bei den Tagfaltern sind die Enden keulenförmig verdickt, bei den Nachtfaltern nur sehr dünn, bei den Männchen jedoch oft kammartig gefächert.

Als Insekten haben alle Falter eigentlich 6 Beine, bei den Edelfaltern und nahe verwandten Augenfaltern sind die vordersten 2 Beine aber nur sehr stark verkürzte pinselförmige "Putzpfoten". Sie haben entsprechen "nur" 4 Beine zur Fortbewegung.

Alle Falter haben zur Aufnahme von Nahrung nur noch einen mehr oder weniger langen Rüssel, mit welchen sie Flüssigkeiten aufsaugen können. Als Nahrung dienen Nektar, Pollen, Honigtau, Fruchtsäfte von Fallobst aber bei einigen Arten auch Kot, wie beispielsweise bei den in den Alpen häufigen Mohrenfaltern, welche sich oft an Kuhmist laben. Einige Schmetterlinge nehmen nach der Metamorphose keine Nahrung mehr zu sich und konzentrieren sich nur noch auf die Verpaarung und Eiablage (z.B. der Frostspanner, Schlehenbürstenspinner). Den Rüssel können sie während des Fluges einrollen, sodass er fast "unsichtbar" wird. Die scharfen Mundwerkzeuge zum Fressen von Grünzeug aller Art verlieren die Raupen während der Metamorphose zum Adultstadium. 

Schwalbenschwanz: 6 Beine

Oben:

Ein Schwalbenschwanz der Familie Ritterfalter mit plumpem behaartem Körper, langem Saugrüssel und 6 Beinen, wie eigentlich bei allen Insekten und den meisten Falterarten üblich!

Rechts:

Ein C-Falter der Familie der Edelfalter mit "nur" 4 sichtbaren Beinen, das 3.vorderste Beinpaar ist bei dieser Familie zu kleinen Putzpfoten umfunktioniert, sie sind kaum sichtbar direkt unten an der Brust !

Unten: Geschlechtsdimorphismus

Unter den Schmetterlingsarten gibt es bei einigen Arten einen teils deutlichen Geschlechtsdimorphismus, das heisst, die Weibchen unterscheiden sich durch Farbe, Form, Flügel oder Musterung deutlich von den männlichen Tieren (z.B. die Familie der Bläulinge). Bei einigen Arten sehen beide Geschlechter jedoch vollständig gleich aus und können nur mikroskopisch anhand der Genitalien bestimmt werden (z.B. Schwalbenschwanz).

Unten links: Männchen Hauhechel-Bläuling

Unten rechts: Weibchen Hauhechel-Bläuling

Haseleule Colocasia coryli: Tarnung

Gute Tarnung:

Eine Haseleule Colocasia coryli ist auf dem Boden sehr gut getarnt, die Konturen verlieren sich fast!

C-Falter: nur 4 Beine

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Einige Schmetterlingsarten können sehr weit fliegen und ziehen im Herbst über die Alpen nach Süden, sie werden als Wanderfalter bezeichnet. Bei den Tagfaltern sind dies beispielsweise der Admiral und der Distelfalter und bei den Nachtfaltern einige Schwärmer oder der Gammafalter (siehe nächste Seite).

In der Schweiz leben über 3600 Schmetterlingsarten, eingeteilt in viele Ordnungen und Familien. Zu den bekanntesten zählen natürlich die meist farbenfrohen „Sommervögel“, das heisst die Tagfalter mit in der Schweiz etwa 250 Arten. Die Unterscheidung zu der mit über 3400 Arten viel artenreicheren Gruppe der Nachtfalter ist jedoch nicht immer klar wissenschaftlich. Gewisse Nachtfalter fliegen auch in der Dämmerung oder am Tag bei Sonnenschein.

Überwinterung / Winterruhe

Wie viele andere Insekten können Schmetterlinge je nach Art als Ei, Larve, Puppe oder als adulter Schmetterling überwintern. Adulte Schmetterlinge verkriechen sich dafür z.B. in Holzspalten, Asthaufen, Komposthaufen, unter Dächern und können dadurch auch einen strengen Winter überstehen. Die Tiere können sich dabei "einfrieren" lassen, ihr Stoffwechsel wird massiv reduziert. Das Körperwasser (Zytoplasma) in den Zellen wird dabei in der Vorbereitungsphase zu Beginn des Winters durch aus Fett gebildetes Glyzerin, als Frostschutzmittel, vor dem gefrieren geschützt. Dieser biologisch bei vielen Tieren weitverbreitete Mechanismus oder Zustand wird als Hypobiose bezeichnet. Mit den ersten  längeren Sonnentagen kommen sie aus ihren Verstecken und wärmen sich an sonnigen Flächen auf. Zu den ersten aktiven Schmetterlingen, welche je nach Witterung bereits ab Februar oder März ausfliegen, zählen der Kleine Fuchs und der Zitronenfalter. Auch der Aurorafalter und das Tagpfauenauge können frühe Boten des beginnenden Frühlings sein. Der unten abgebildete Kleine Fuchs habe ich beim Sonnenbaden an unserem Haus am 19. Februar 2021 fotografiert.

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